Die Neonatologie umfasst die Kunde der Probleme und Entwicklungen Früh- und Neugeborener bis zum korrigiert 29. Lebenstag. Bezogen auf die von uns angebotenen Vorsorgeuntersuchungen fallen in diese „Kategorie“ streng genommen v.a. Kinder, die zur U2 vorgestellt werden. Letztlich bedürfen aufgrund ähnlicher Risiken und Krankheitsbilder aber alle Säuglinge im ersten Lebensjahr einer besonderen Aufmerksamkeit und Wachsamkeit.
Üblicherweise findet im Rahmen der o.g. U2-Vorsorgeuntersuchung neben einer eingehenden Untersuchung des behandelnden Kinderarztes eine Blutentnahme zur Durchführung des Neugeborenen-Screenings ebenso statt wie eine pulsoxymetrische Überprüfung der Sauerstoffsättigungen an der rechten oberen Extremität (Arm) und rechten unteren Extremität (Bein) mit dem Ziel der frühzeitigen Demaskierung eines Sauerstoffgradienten (Messwertunterschied) zwischen oberer und unterer Körperhälfte, was wiederum einen Hinweis auf das Vorliegen eines Herzfehlers sein könnte. Auch die Auskultation des Herzens (Abhören mit dem Stethoskop) zielt darauf ab, einen eventuellen Herzfehler so früh wie möglich zu erkennen. In Deutschland weisen 1% der neugeborenen Kinder einen Herzfehler auf, der sich in den meisten Fällen jedoch „verwächst“ oder gut zu behandeln ist.
Ist das Allgemeinbefinden eines Kindes durch einen schwerer wiegenden Herzfehler frühzeitig beeinträchtigt, lässt sich die Symptomatik des Kindes kaum von derjenigen unterscheiden, die bei einer sogenannten Neugeborenen-Infektion zu erwarten ist. Insbesondere bakterielle Infektionen sind für Neugeborene sehr gefährlich und können eine rasche Dynamik aufweisen. Sie müssen Ihren Kinderarzt daher bitte verstehen, wenn er beim geringsten Verdacht auf eine Blutentnahme pocht und/ oder zu einer sofortigen Vorstellung bzw. Aufnahme in der nächstgelegenen Kinderklinik rät. U.U. zählt jede Minute.. Da es schon in der Schwangerschaft gezielte Hinweise und Untersuchungen geben kann, die das Risiko des Neugeborenen zur Entwicklung einer bestimmten bakteriellen Neugeborenen-Infektion wahrscheinlicher werden lassen, bringen Sie bitte zu jeder der ersten Vorsorgeuntersuchungen Ihren Mutterpass mit, weil dieser z.B. Aufschluss darüber geben kann, ob der mütterliche Geburtskanal mit bestimmten Bakterien besiedelt ist/ war (z.B. kommen Streptokokken der Gruppe B nicht selten urogenital vor und weisen Resistenzen gegen bestimmte Standard-Antibiotika auf, die im Falle eines Verdachtes auf eine Neugeborenen-Infektion bei jedem Neugeborenen schnellstmöglich verabreicht werden sollen/ müssen. Wenn der Kinderarzt in diese Daten rechtzeitig Einsicht erhält, kann eine von Anfang zielführendere Therapie kalkuliert werden.]
Eine dritte Differenzialdiagnose mit ebenfalls (von Herzfehler- und Infektionssymptomatik) nicht zu unterscheidenden Beobachtungen und Befunden im Neugeborenenalter stellt der Stoffwechselnotfall dar, der in der Regel auf dem Nicht-Vorhandensein oder Nicht-Funktionieren bestimmter Enzyme und/oder Energie-Stoffwechselwege beruht. Betroffene Kinder sind dann nicht in der Lage, Energiesubstrate wie Zucker, Eiweiß oder Fett regelhaft zu verstoffwechseln, so dass teils toxische Abfallprodukte anfallen, die letztlich zu Vergiftungserscheinungen führen und bestimmte Organe durch dortige Akkumulation (Einlagerung und Anhäufung) u.U. irreversibel (unumkehrbar) schädigen.
Stoffwechseldefekte können teilweise auch lange unentdeckt bleiben und erst im höheren Kindesalter in Erscheinung treten, wenn ein gewisses Maß an Organschädigung u.U. bereits eingetreten ist. Um eine Stoffwechselerkrankung jedoch so früh wie möglich erkennen und behandeln zu können, erfolgt bei jedem Kind im Rahmen der U2 eine Neugeborenen-Screening-Untersuchung, bei der anhand einiger Blutstropfen eine große Anzahl häufigerer Stoffwechseldefekte in einem Speziallabor früherkannt werden kann.
Außerdem finden in dieser frühen Phase typischerweise Blutentnahmen zur Quantifizierung des Bilirubin-Wertes statt, also des gelben Blutfarbstoffes, der bei fast jedem Neugeborenen in der Frühphase noch relativ hohe Konzentrationen annimmt, weil das das Bilirubin v.a. in der Leber abbauende Enzymsystem noch nicht voll funktionsfähig ist. Kinder stillender Mütter weisen regelhaft eine etwas ausgeprägtere und länger andauernde „Gelbsucht“ auf, die aber in der überwiegenden Mehrheit der Fälle vollkommen harmlos ist (sog, „Muttermilch-Ikterus„). Wird dagegen eine nicht-harmlose Form einer Neugeborenen-„Hyperbilirubinämie“ (Gelbsucht) nicht rechtzeitig erkannt, so drohen teils irreversible (unumkehrbare) Schäden am kindlichen Gehirn. Die adäquate Therapie einer behandlungsbedürftigen Gelbsucht besteht in einer „Blaulichttherapie„, weil der gelbe Blutfarbstoff durch die Einstrahlung von Licht einer speziellen Wellenlänge auch über bzw. in der Haut abgebaut und in eine mit dem Urin ausscheidbare Form umgewandelt werden kann.
Besonderes Augenmerk wird in der frühen Entwicklungsphase auf Kinder diabetischer Mütter gelegt, die unabhängig von ihrer relativen Unreife alleine schon deshalb vulnerabel sind, weil sie aufgrund der intrauterin diabetischen Stoffwechsellage der Mutter relativ gesehen zu viel Insulin produzieren und auch noch nach Geburt bzw. Abnabelung ausschütten. Die Gewohnheit, verhältnismäßig viel Insulin zu produzieren und auszuschütten, kann dann in eine sogenannten Hypoglykämie münden („Unterzuckerung“). Mit dem Ziel einer guten Entwicklung müssen solche „Unterzuckerungen“ schnellstmöglich erkannt und behandelt werden.